MARGRET
music ©by mafish, text ©by ralf moß

Another cold day in her life
Another gray she had to survive
She bothered her legs out of the bed
Everything come! Can’t get worth than yet

Looking out of the window, a hearse, a furniture
The old man from downstairs is no more there
A mark in the diary, a notch in the wood
One Christmas-card less for the neighbourhood

But Margret believed in the future
The future was all that she had
And who knew that a single day later
The future had gone like a breath

She stepped outside with pain in her back
But she smiled and streched her neck
People who looked in that radiant face
Thought that the lady was disarranged

She seemed to be absentminded for miles
And what ever came, she smiled all the time
She stepped through the rain and never looked back
Tomorrow was all what was at stake

Yes Margret believed in the future...

In the supermarket she rolled between shelves
Of foreign things and nothing else
Her bag full of alien articles
She sat at the water, feeding gulls (with it)

On their wings, she flew away from here
She felt light, nothing out of gear
A cold wind blew, shook her bones
Then she knew, she was alone

But Margret believed in the future...

der Text ist inspiriert von einer Kurzgeschichte von Ralf, die hier nachzulesen ist:

MARGARETHE FIEBICH
© by ralf moß

Früh am Morgen des vierzehnten Dezember erwachte Margarethe Fiebich in ihrem Bett. Sie schlug die schweren Kissen zurück und setzte sich auf. Ihre welken langgliedrigen Finger fuhren durch das schüttere Haar und strichen es zurück. Frau Fiebich warf wie jeden Morgen einen traurigen Blick auf das Bild ihres Mannes, daß sie, auf dem Nachtschrank stehend, seit seinem Tod begleitete. Nach einem kurzen Augenblick schob sie die Beine über die Bettkante und schlüpfte steif in die Hausschuhe, die ordentlich nebeneinander aufgestellt vor dem Bett auf sie warteten. Sie warf den Morgenmantel über und schlurfte zum Fenster. Eisblumen hatten sich übernacht an den Scheiben gebildet. Frau Fiebich strich mit dem Finger darüber und lächelte. Dann schlug sie den Mantel fester zu. Ihr Atem bildete eine weiße Fahne und ließ die Fenster beschlagen. Sie griff nach dem Hebel und zog das Fenster auf. Klirrende Kälte kroch durch die Läden. Frau Fiebich löste den Haken und stieß die Verschläge auf. Von draußen pfiff ihr ein eisiger Wind ins Gesicht. Sie blickte auf die Straße hinunter. Es war Schnee gefallen, der alles mit weißen Rundungen versehen hatte. Margarethe Fiebich zog mit der rechten Hand ihren Kragen zusammen und atmete während eines letztes Blicks auf die Straße die klare Luft ein, bevor sie das Fenster wieder schloß.

Sie stieg die knarrende alte Holzstiege hinab zum Badezimmer. Auch hier war es kalt und sie zitterte, als der Waschlappen ihre Schenkel berührte. Das Wasser rann über ihre Gänsehaut und tropfte auf den Boden. Frau Fiebich betrachtete teilnahmslos ihre Brüste im Spiegel, während der Waschlappen kreisend Seife auf ihrem Oberkörper verteilte. Ihre faltige Haut war übersäht mit kleinen braunen Flecken, die sich seit einigen Jahren immer weiter ausbreiteten. Sie wusch den Lappen aus und wischte die Seife wieder ab. Mit strengen zackigen Bewegungen riß sie eine Bürste durch ihre langen grauen Haare, die sie später im Nacken zusammenband. Die wenigen Zähne, die sie noch besaß, putzte sie nicht. Sie stieg wieder die Stufen empor in ihr Schlafzimmer und kleidete sich an. Anschließend benutzte sie abermals die Treppe, gelangte am Bad vorbei in die Küche. Sie öffnete eine Lade des Küchenschranks und nahm die Büchse heraus, in der sie das Haushaltsgeld aufbewahrte. Sie klappte den Deckel der Blechdose auf und suchte etwas Kleingeld für den Bäcker heraus, daß sie in eine kleine perlenverzierte Geldbörse steckte. Dann setzte sie den Wasserkessel auf den Herd. Das Wasser würde kochen, wenn sie die paar Schritte vom Bäcker mit den Brötchen zurück kam.

Frau Fiebich nahm den Wintermantel von der Garderobe und zog ihn an. Sie knöpfte ihn langsam zu, und schlug sich um den Hals einen dicken Wollschal, den sie sorgfältig in den Kragen stopfte. Während sie ein Kopftuch unter dem Hals zusammenknotete, sah sie schon nach dem Hausschlüssel, der aber wie immer an seinem Platz hing. Sie nahm ihn vom Haken, steckte ihn in die Manteltasche und öffnete die Haustür. Es war ruhig auf der Straße, sanft glitzerte der Schnee im fahlen Licht der ersten Sonnenstrahlen. Frau Fiebich ließ die Tür ins Schloß fallen und faßte das Geländer, das die Stufen zur Straße hinab führte. Sie fand keinen Halt und verlor das Gleichgewicht, schlug mit dem Kopf auf. Margarethe Fiebichs Leiche wurde erst eine halbe Stunde später von Passanten entdeckt. In ihrer Wohnung begann der Wasserkessel rot zu glühen.

30.01.94