Virtual Rock

Rocker und Biker gegen Krebs", lautet das Motto einer Initiative des "MC Streetangels Aachen", der am heutigen Tage in seiner Homebase "Borderline" einen Aktionstag zugunsten der Kinderkrebshilfe organisiert hat. Als Höhepunkt und Abschluß des Tages, gibt die Aachener Rockband "Mafish" ein Konzert, dessen Erlös vollständig der Kinderkrebshilfe zufliesst. Dummerweise finden bei herrlichem Sommerwetter, zeitgleich in nächster Umgebung einige weitere Veranstaltungen statt, so daß die Besucherzahl dieses Konzertes weder dem kulturellen-, noch dem sozialen Anlaß gerecht wird. Hinzu kommt, daß das "Borderline" zwar ein gemütlich-rustikales Ambiente bietet-, für derlei Konzertveranstaltungen jedoch insgesamt völlig ungeeignet ist. So müssen die Musiker nicht nur gegen eine Vielzahl akustischer Widrigkeiten ankämpfen, sondern auch die "Bühne" -als einzigem Zuweg zur Toilette- mit dem Publikum teilen. Trotz dieser Rahmenbedingungen und mit einem ordentlichen Maß an Gelassenheit und Erfahrung ausgestattet, macht sich die Combo gegen 22.00 Uhr mit "Time Is Gone" an die schweißtreibende "Arbeit". Sie nennen ihre Musik "Strange Rock" und bekunden damit ihre Abwehrhaltung gegenüber den üblichen Schubladen kommerzieller "Gitarren-Einfach-Strukturen".
Ihr Set besteht aus einer bunten Mischung eingängiger- und doch komplexer Melodien, mit stilistischen Anleihen an Blues, Rock'n'Roll, Jazz und Funk, die munter mit etlichen Breaks durchsetzt sind und durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit erfordern. Doch auch der Spaß kommt bei "Mafish" nicht zu kurz. Stücke wie "Salome", "Robin Hood" oder "Bloodlickers" sind regelrechte "Abgeher", mit echtem k.o.-Faktor. Schon nach kurzer Zeit zieht der "Spirit Of Rock" spürbar durch den gemütlichen Club. Obwohl "Mafish" großen Wert auf "mannschaftliche Geschlossenheit" legen, tritt Drummer Achim Hömke bei "Sweet Dreams" mit einem kraftvollen Solo auf seinem üppigen Drumset in den Vordergrund und provoziert auf diese Weise den ersten Beifallssturm des Publikums. Es entwickelt sich fortan eine urige Session, bei der Sänger Ralf Moß mit seinen launigen Ansagen locker durch das Set führt und sogar noch den Mut zu zweifelhafter Schönheit beweist, als er sich und seinen Gitarristen Gilbert bei "Confusion" mit hübsch-häßlichen Hippie-Mützen ausstattet. Als Turm in der Schlacht erweist sich -im wahrsten Sinne des Wortes- Bassmann Rolf Dittberner, der sich an seinem 5-Saiter (..ja, 5-Saiter..) nicht nur um das Rhythmusfundament kümmert, sondern mit knackigen Bassläufen auch entscheidend an der Melodieführung beteiligt ist.
Für den Lacher des Abends sorgt dann noch Trommler Achim Hömke, als dieser mit einem herzhaften "..dat geht mir jetzt aber auf die ***..." einer aufblasbaren Deko-Mickey-Maus-Figur den Garaus macht, die unter dem Einfluß eines Ventilators minutenlang hinter seinem Rücken umher taumelt und später sogar mitten im Drumkit landet.
Nach immerhin drei Zugaben beendet die Band mit "Fat Man In The Rain" ihren gut anderthalb Stunden dauernden Gig und beweisen wieder einmal, daß auch die "Kleinen" ziemlich groß sein können. Derjenige, dessen Herz für etwas anspruchsvollere Rockmusik schlägt, die nicht ausschließlich die vordergründigen Primärregungen anspricht, liegt bei "Mafish" sicher goldrichtig.
Auf die in Planung befindliche Demo-EP, die unter professionellen Bedinungen entstehen soll, darf man deshalb schon mal gespannt sein. Bis dahin sollte man die Kapelle im Auge behalten und die Gelegenheit eines Live-Auftrittes auf jeden Fall mit einem Besuch nutzen. Hier wird noch "richtig" Musik mit Herz gemacht und Aachen entwickelt sich im Westen unseres Bundeslandes ohnehin immer mehr zu einer Hochburg der alternativen Rockmusik. Hieran haben auch "Mafish" ihren Anteil ! (fws)

Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung übernommen von www.virtualrock.de (Die Seite existiert leider nicht mehr)

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